Freitag, 6. August 2010

FÜNFZEHN

Eine bizarre Ruhe hatte den Platz umgriffen. Rundherum starrten die Passanten auf die vier am Boden liegenden, unsicher darüber, wie sie das Vorgefallene deuten sollten. Zwei britisch-weiße Mädchen klatschen zaghaft, ein Rentner furzte. Der Geruch alter Socken lag plötzlich über dem Areal.

Die Betrunkenen glotzen auf Lambda, der die Spitze der Zigarre am Ohr abgebrochen hatte und nun zuckend mit der linken Hand Cohiba-Fetzen vom T-Shirt wegwischte. Seine Augen waren wild verdreht, eine Seite seines Körpers funktionierte nicht mehr, sein rechter Arm und sein rechtes Bein hielten ihn funktionslos herabbaumelnd davon ab, gründlich zu wischen. Er lag mehr, als dass er saß.

Der Priester war inzwischen zusammengebrochen und lag nun verdreht, kehlige Laute von sich stoßend, vor den Gefährten, die wechselnd auf ihn und auf die Zusammengestoßenen blickten. Seine Augen starrten weiß und grell in den blauen Himmel und folgten der Möwe.

Es war ein winziger Bruchteil einer Sekunde, in der alle Beteiligten, alle Anwesenden, alle Umherstehenden, in ihren Hirnen einen Entschluss fassten, auf die Situation zu reagieren und ihre Körper aufforderten, das zu tun, was auch immer sie sich vorgenommen hatten zu tun. In diesem Bruchteil öffnete sich die seitliche Tür des Kisoks und ein übergewichtiger Mann in blauem Hosenanzug, bekappt mit einer schwarzen Schirmmütze, die sein Gesicht verdeckte, schritt zielstrebig auf Lambda zu. Während sich die Umgebung mit all den Zeugen in eine Menge unterschiedlich reagierender Leiber verwandelte, hatte der Mann Lambda am Kragen gepackt, ihn herumgedreht und zügig hinter sich hergeschleift, über die beiden seitlichen Treppenstufen des Kisoks durch den offenstehenden Eingang gezogen und die schwer in ihren Angeln liegende Tür hinter sich zugeworfen. Metall traf dunkel schmatzend auf Silikondichtungen und Lambda war verschwunden.

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