Dienstag, 20. Juli 2010

ZEHN (cos/die)

Im Hirn des Priesters schwappte es.

Es schlickerte, floss, kaum merklich, am linken Ohr vorbei. Ein intuitives Etwas wand sich unter der Schädeldecke, wie eine Eingebung, eine Derealisation. Er schaute in das Glotzen der Gefährten vor ihm, die sich mit teils offenstehenden Mündern und großen Augen kaum noch regten. Etwas zog an seinem Inneren, wie ein parallel zum Boden über ihm schwebendes Kreuz, es zog nach vorn und hinten, zu den Seiten, gleichzeitig. Eine Ziffernfolge erschien vor seinem inneren Auge. 30, 20, 10.

Ohne dass er es bewusst hätte steuern können, fuhr im ein Wort aus dem Mund. "Schololade." Er lallte es mehr, als dass er es sagte. Schololade, von weiß bis staubig. Mit Chili oder Pfeffer. Mit Orange oder Erdbeeren. Geschmacksempfindungen überströmten ihn, sein Körpergefühl änderte sich, er fühlte sich wie Naturdarm, gefüllt mit zähfließender Emulsion. Von dem, was sich nun auf dem Platz an allen vier Himmelsrichtungen abspielte, bekam er nichts mehr mit. Er tauchte langsam in eine schillernde Vision ab, die ihn von oben nach unten gleißend hell einhüllte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen